Sonntag, 9. Dezember 2012

Rückblick

Am 21.11.2008 kam L. zu uns.
Wir holten ihn aus dem Krankenhaus ab, wohin er nach seiner Inobhutnahme durch das Jugendamt am 11.11.2008 gebracht worden war.
Er war schwer krank, sozial vernachlässigt und dadurch hospitalisiert, da er sein bis dahin achtmonatiges Leben fast nur in verschiedenen Krankenhäusern verbracht hatte.
Seitdem er bei uns lebte, besserte sich sein gesundheitlicher Zustand.
Es gelang uns auch, ihn seelisch aus seiner Vernachlässigung zu holen, und er entwickelte schnell eine Bindung an uns.
In der Stellungnahme der damals zuständigen Sozialarbeiterin heißt es im Mai 2009:
"Entgegen der ursprünglichen Einschätzung von Ärzten macht er erhebliche gesundheitliche Fortschritte. Zudem entwickelte L. eine feste Bindung zu Frau Rabenschlag...Das Kind hat eine sichere Bindung aufgebaut. Seitens des Jugendamtes wurde mit der Pflegefamilie besprochen, dass ein Verbleib in der Familie für das Kindeswohl erforderlich ist...dass er in der Pflegefamilie Rabenschlag bleiben soll."
Ebenso lautete eine Stellungnahme im Februar 2010:
"Aus der Sicht des Jugendamtes ist es für das physische und psychische Wohl von L. unumgänglich, ihm seine stabilen sozialen Beziehungen zu erhalten und eine Unterbringung in der Pflegefamilie auf Dauer zu gewährleisten."
Im November 2010 beschrieb die Verfahrenspflegerin die Situation so:
"Im Vordergrund muss aber stets das Kindeswohl stehen. Mit der Biographie des kleinen L. (schwere Erkrankung, langer Krankenhausaufenthalt ohne Kontakt zu den Eltern und Geschwistern, Aufnahme in einer Pflegefamilie direkt nach der Entlassung aus dem Krankenhaus, intensiver Pflegebedarf im Haushalt der Pflegefamilie) entspricht es dem Kindeswohl, ihm derzeit auch weiterhin die Kontinuität in seinem gewohnten Umfeld zu geben und die eingegangenen Bindungen zu erhalten...Da die Entwicklung des Kindes in der Pflegefamilie sehr positiv verlaufen ist, und es dem Kind in der Pflegefamilie sehr gut geht, besteht aus diesem Grund keine Notwendigkeit, das Kind aus seinem gewohnten Umfeld zu nehmen.Ob und wann ein Zeitpunkt erreicht werden wird, in dem eine Rückführung, ohne eine Traumatisierung des Kindes in Kauf zu nehmen, erfolgen kann, ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht absehbar. Dies sollte dann in Absprache mit den Fachleuten (z.B. Kinderarzt) erfolgen. Da ein Kontakt zu den Eltern neu aufgebaut werden muss, und nicht - wie bei den anderen Kindern - vor ihrer Inobhutnahme bestand und auch durchgehend weiter erhalten blieb, gestaltet sich die Rückführung sehr viel schwieriger, als bei den anderen Kindern. Im Interesse des Kindes kann daher eine zeitnahe Rückführung nicht befürwortet werden. Der Verbleib in der Pflegefamilie wird daher zum jetzigen Zeitpunkt als die beste Alternative angesehen. Eine ergebnisoffene Überprüfung der Sachlage vor der Einschulung wird angeregt, auch wenn in der besonderen Situation des L. bereits heute sehr viel für einen langfristigen Verbleib des Kindes in der Pflegefamilie spricht."


Im Januar 2011 wurde der Pflegekinderdienst des Jugendamtes Rhein-Pfalz-Kreis ausgelagert zum Ludwigshafener Zentrum für individuelle Erziehungshilfen, LuZIE.

Nun waren ganz andere Menschen für den "Fall L." zuständig.
Wir und vor allem das Kind wurden behandelt, als handele es sich um eine neu begonnene Bereitschaftspflege. Die zwei Jahre davor, 2009 und 2010, in denen zum leiblichen Vater gar kein Kontakt bestand, zur leiblichen Mutter vierwöchig mit Unterbrechungen, und in denen das Kind freudig und intensiv sein Leben mit uns ohne weitere Bedürfnisse gelebt hatte, fielen quasi unter den Tisch und nun stand intensivierter Umgangskontakt auf dem Plan.

Leider war das alles, was auf dem Plan stand.
Denn ein wirklicher Hilfeplan, der die Besonderheiten und Bedürfnisse des Kindes ansieht und beschreibt, wurde nie erstellt.
Relevant war nur, ob L. zu den Umgangskontakten kam bzw. von uns gebracht wurde. Wie es ihm davor oder danach oder sonst in seinem Alltagsleben ging, war keine Frage.
Ging es ihm  nicht gut, weil er litt unter der unerklärlichen Situation, die da plötzlich so vehement in sein sich stabilisierendes Leben eingriff, lag die Schuld ausschließlich bei uns, der Pflegefamilie. In ewigen Wiederholungen wurden wir deshalb als nicht professionell dargestellt (auch in den Stellungnahmen, die den jeweiligen Gerichten vorgelegt wurden), da wir dem damals knapp dreijährigen, noch stark entwicklungsverzögerten Kind nicht seine wahren Familien- und Herkunftszusammenhänge beigebracht hatten.





Wer für unsere Petition online mitstimmen möchte, 
kann das hier tun:









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